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Am 22. September 1904 wurde in einer kleinen Stadt in einer ländlichen Gegend in Iowa eine Frau geboren, die mit ihrer Entschlossenheit die Geschichte der Luftfahrt und die Rolle der Frau in der Berufswelt prägen sollte.

Ellen Church war ein Mädchen mit starkem Charakter und vielen Träumen. Ihrem schon vorgezeichneten Schicksal, den elterlichen Bauernhof zu übernehmen und Hausfrau zu werden, zog sie ein Leben voller Abenteuer vor.

So beschloss Ellen 1926, an der Medical School der Universität von Minnesota in Minneapolis ihr Examen als Krankenschwester zu machen und am French Hospital in San Francisco ein Praktikum zu beginnen.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden Flugzeuge auch wieder in der zivilen Luftfahrt eingesetzt, und Ellen, eine neugierige und für Veränderungen offene Frau, begann einen anderen großen Wunsch zu hegen: Sie wollte Pilotin werden.

Zwischen ihren Schichten als angehende Krankenschwester machte Ellen Church ihre Privatpilotenlizenz. Was heute durchaus normal wäre, war damals undenkbar: Keine Fluggesellschaft der Welt hätte die Steuerung eines Flugzeugs einer Frau überlassen. Ellen aber, die unbedingt fliegen wollte, gab nicht auf.

Am 23. Februar 1930 stellte sie sich in einem Bewerbungsgespräch mit Steve Stimpson, dem damaligen Betriebsleiter von Boeing Air Transport, als Pilotin vor. Als Stimpson sie einfach nur auslachte, machte Ellen ihm einen revolutionären Gegenvorschlag: Sie wollte ihren Beruf als Krankenschwester im Flugzeug ausüben und Passagieren helfen, die Flugangst hatten.

Stimpson fand den Vorschlag interessant. „Wenn eine Frau fliegen kann, was kann dann erst ein Mann!“, sagte er.

BAT startete also auf Ellens Vorschlag hin eine dreimonatige Probezeit. Damals gab es nur männliche Flugbegleiter, der erste überhaupt war der Deutsche Heinrich Kubis, von dem wir schon in DIESEM Artikel berichtet haben. Ellen Churchs geschickte Initiative jedoch, das Flugkrankenschwesterteam zu leiten, das sich „The Original Eight“ nannte und zu dem Alva Johnson, Margaret Arnott, Inez Keller Fuite, Cornelia Peterman, Harriet Fry Iden, Jessie Carter und Ellis Crawford gehörten, wurde ein absoluter Erfolg und rechtfertigte die Rolle der Frauen an Bord der Flugzeuge. Sie, die geduldiger, umsichtiger und sanftmütiger als Männer waren, konnten auch mit den anspruchsvollsten Passagieren gut umgehen, vor allem mit denen, die zum ersten Mal flogen und Angst davor hatten.

Am 15. Mai 1930 betreute Ellen den Einstieg von elf Passagieren, die von San Francisco nach Chicago fliegen wollten. Schon bald wurden Flugbegleiterinnen (die damals unbedingt ledig und gutaussehend sein mussten und höchstens 53 kg wiegen durften!) von allen Fluggesellschaften auf der ganzen Welt eingesetzt. Aus ihrer Attraktivität und ihrem eleganten, professionellen Auftreten entwickelte sich eine Mode. Frisuren, einwandfreies Make-up und Uniformen, die der Haute Couture immer näher kamen, unbedeckte Knöchel und Wespentaille machten sie zu Ikonen des Stils und der Anmut.

Ellen Churchs Aufgabe war damit beendet. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Krankenschwester im Evakuierungsdienst des Army Nurse Corps und wurde als eine der wenigen Frauen weltweit mit der verdienstvollen Air Medal ausgezeichnet.