Machen wir eine Reise in die Vergangenheit. Bevor es Flugzeuge, schnelle und sichere Flugreisen gab und bevor die ganze Welt in Reichweite war, war Fliegen ein Privileg der Vögel.
Auf Wagemutige wirkte die griechische Mythologie seit Jahrhunderten abschreckend mit der dramatischen Geschichte von Ikarus, der es gewagt hatte, sich ein Paar Flügel aus Federn und Wachs zu bauen. Mit ihnen versuchte er zu fliegen. Am Ende aber stürzte er ab, weil die Sonnenhitze das Wachs seiner Flügel schmelzen ließ und damit seinen Traum zunichte machte.
Der Himmel sollte mit bloßem Auge von der Erde beobachtet werden, das war‘s. Einige suchten ihn mit einem Fernrohr ab, aber Fliegen war undenkbar.
Machen wir nun einen Zeitsprung ins späte 15., frühe 16. Jahrhundert, als ein Genie namens Leonardo da Vinci seinen „Kodex über den Vogelflug“ beendete. Mit dieser Abhandlung, die heute in der Biblioteca Reale in Turin aufbewahrt wird, begann Leonardo einige Maschinen zu entwerfen, die nach seinen für die Zeit hochmodernen Berechnungen Menschen das Fliegen ermöglichen sollten. Aus seiner Feder mit der dünnen und unverwechselbaren Handschrift entstanden echte Entwürfe, die halb Ingenieurtechnik, halb Science-Fiction waren.
Unter seinen Skizzen befanden sich auch der Prototyp eines Flugdrachens und die extrem komplizierte Luftschraube, die aus Holz, Leinentuch und Eisendraht gebaut werden sollte und der schwere Vorgänger der modernen Schiffsschraube war. Leider sollte Leonardos Schraube nie fliegen, da die Kraft der vier Männer, die im Kreis laufen und die Schraube antreiben sollten, nicht ausreichte.
Viele Jahrhunderte lang blieb Leonardos Traum unerfüllt.
Doch etwas hatte sich geändert: In den folgenden Jahrhunderten machten die Naturwissenschaften, die Medizin, die Technik und damit auch die Mentalität der Menschen Riesenschritte. Revolutionäre Erfindungen kamen: Die Elektrizität, das Radio und das Telefon ließen die Menschen zwar noch lange nicht fliegen, aber es wurden die Grundlagen für eine Welt geschaffen, in der die Entfernungen immer kleiner wurden und die Notwendigkeit bestand, schnellere Verkehrsmittel als nur Züge und Schiffe zu haben.
Im 19. Jahrhundert begannen die ersten Quantensprünge im Fliegen: Es entstanden die Gleitflugzeuge, die entwickelt und gebaut wurden, um die Probleme des Flugprinzips mit Geräten zu untersuchen, die schwerer als Luft waren. 1853 baute der englische Ingenieur George Cayley einen Gleiter und testete ihn, indem er ihn von einem Abhang mit seinem Kutscher an Bord starten ließ. Leider schaffte der Gleiter nur einen kurzen Segelflug. Cayley vollbrachte damit zwar den ersten bemannten Flug der Geschichte, aber angeblich kündigte sein erschrockener Kutscher sofort.
Der Flyer, das erste echte Flugzeug, entstand 1903, als die Gebrüder Wilbur und Orville Wright mit einem Gleiter mit 16-PS-Motor in Kill Devil Hill bei Kitty Hawk in North Carolina/USA den ersten Motorflug absolvierten.
Dies war der Beginn der Luftfahrt, die die Welt veränderte und mit der ein neues Zeitalter für den Verkehr und leider auch für die Kriegsführung begann.