Reading Time: 3 minutes

Wenn es darum geht, Besucher durch interaktive Einbindung mit dem Museum interagieren zu lassen, ist das M9 Museum – zusammen mit zahlreichen anderen Museen Europas – Trendsetter. Vor einer futuristisch anmutenden Kulisse können die Besucher hier die italienische Geschichte des 20. Jahrhunderts mithilfe von Augmented Reality und anderen, hochmodernen Technologien hautnah erleben. Ein multimediales Erlebnis der besonderen Art!

Aber noch bevor man in das Museum eintritt, stechen einem die Architektur des Gebäudes in Verbindung mit dem Smart-City-Konzept, mit dem der gesamte Stadtteil errichtet wurde, ins Auge.

Die Architektur des M9

Das vom Architekturbüro Sauerbruch Hutton entworfene M9 in Mestre wird eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Italien sein, die die LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) Gold-Zertifizierung für Nachhaltigkeit erhält.

Nachhaltigkeit und Innovation sind die Begriffe, welche die futuristische Architektur dieses Museums des italienischen 20. Jahrhunderts wohl am besten beschreiben. Aber das alleine würde ihm nicht gerecht!

Das Innere des Museums wurde mit Trachyt-Gestein gestaltet, wodurch sich für den Besucher eine Art „Kontinuität ohne Unterbrechungen“ ergibt. Es ist zusätzlich mit Photovoltaikmodulen ausgestattet, die 86.000 kWh produzieren, und 63 Erdwärmesonden, die eine 100%ige Beheizung des Museums und 40% der Kühlung garantieren. Ziel der Architekten war es, nicht nur eine ästhetisch ansprechende, sondern auch eine energieeffiziente Struktur zu schaffen, die sich nicht nur perfekt in das Stadtbild einfügt, sondern es vor allem bereichert.

Aber der Aspekt, der Besucher gleich bei ihrer Ankunft gefangen nimmt, sind die 13 unterschiedlichen Farben der rund 20.000 Keramikelemente, welche die Fassaden zieren- Zusammen mit den großen Fenstern ein unglaubliches Bild. Kein Wunder, dass das M9 eines der meistfotografierten Museen Europas ist.

Ein Museumsrundgang durch das M9

„Tauchen Sie ein in ein multimediales Erlebnis, um durch die Vergangenheit zu reisen, die Gegenwart zu verstehen und sich ein Bild von der Zukunft zu machen.“

Der M9-Museumsrundgang könnte mit folgenden Worten zusammengefasst werden: ein multimedialer Bericht über eines der bedeutendsten Jahrhunderte auf europäischer Ebene. Durch eine starke interaktive Beteiligung der Besucher, die hier die markantesten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hautnah erleben können, wird das Bewusstsein für diesen Abschnitt der Geschichte auf eine ganz eigene Art geschärft.

Die Dauerausstellung besteht aus acht thematischen Hauptteilen: 

  • Wie wir waren und wie wir sind. Demographie und soziale Strukturen: Hier wird gezeigt, wie sich die italienische Bevölkerung und die Familienstruktur durch äußere Einflüsse und Ereignisse entwickelt haben.
  • Die italienische Lebensart, Konsumverhalten, Bräuche und Lebensstile: Hier können Besucher auf eine Art Zeitreise zwischen den Lebensstilen und Konsumgewohnheiten der italienischen Bevölkerung gehen;
  • Der Wettlauf um Fortschritt, Wissenschaft, Technologie und Innovation: Interaktive Panels, die auf- und abgebaut werden können, zeigen die wichtigsten technologischen Entwicklungen Made in Italy.
  • Geld, Wirtschaft, Arbeit und Wohlstand: Zeigt den Prozess der Modernisierung des italienischen Wirtschaftssystems mit all seinen Widersprüchen auf.
  • Landschaften und städtische Siedlungen, ein Überblick über die städtebauliche Entwicklung der wichtigsten italienischen Zentren.
  • Res Publica, Staat, Institutionen und Politik: Hier zeichnen Videoinstallationen die wichtigsten politischen Ereignisse Italiens nach.
  • Italiener sein, Bildung, Ausbildung und Information fokussiert sich auf den italienischen Einigungsprozess, bei dem es galt, zunächst vor allem das Italienische als einzige Sprache zu fördern und zu unterrichten.
  • Damit man uns erkennt, wodurch wir uns als Italiener fühlen, untersucht Gemeinplätze, Stereotypen, Gewohnheiten, Sprech- und Handlungsweisen.

Neben der Dauerausstellung beherbergt das M9 in Mestre auch Sonderausstellungen, von denen die Ausstellung „Italien der Fotografen. 24 Autoren auf der M9 in Mestre“ bislang zu den wichtigsten zählt.

Wenige Monate nach der Eröffnung gibt es zahlreiche und besonders in Kritikerkreisen sehr gespaltene Meinungen zum M9. Ganz sicher ist es aber ein Museum, das man gesehen haben sollte, einmal wegen des auch auf europäischer Ebene einzigartigen architektonischen Projekts, zum anderen, um sich bei diesem ungewöhnlichen und innovativen Rundgang eingehender mit der italienischen Geschichte zu befassen.

Noch ein Hinweis: Das Museum ist für die ganze Familie geeignet und auch für die Jüngsten alles andere als langweilig. Ein Muss mit Kindern!