Das Flugzeug rollt über das Rollfeld, du hörst ein Geräusch von draußen, das Flugzeug wird langsamer, es hält an, und jenes leise Geräusch wird zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen in der Flugzeugkabine, bis die Maschine Fahrt aufnimmt und sich ihr Schatten draußen innerhalb weniger Sekunden vom Boden löst: Das ist die Lieblingsmusik aller Luftfahrtfreaks.
Flugzeuge sind mit die komplexesten und genialsten Transportmittel, die je vom Menschen gebaut wurden: In diesem Konzentrat an Technologie und Ingenieursarbeit stellen die Triebwerke das schlagende Herz und das vitale Zentrum dar, die es dem Flugzeug ermöglichen, vom Boden abzuheben.
Die ersten Flugzeuge hatten Propellertriebwerke, und auch heute noch stellen diese die Mehrheit der Triebwerke bei Nichtverkehrsflugzeugen. Wenn wir aber an Flugzeugtriebwerke denken, kommt uns das klassische Strahltriebwerk in den Sinn, ein zylinderförmiges Metallgehäuse, das an den Tragflächen „hängt“.
Das Strahltriebwerk ist trotz seiner einfachen Funktionsweise die Synthese aus den komplexen Systemen eines Flugzeugs. Aber wie funktioniert nun so ein Triebwerk? Ein Luftfahrtingenieur würde antworten, dass es funktioniert, indem es den Brayton-Joule-Kreisprozess nach dem dritten Gesetz der Bewegung nutzt … Uns Geeks reicht es zu wissen, dass ein Strahltriebwerk eine bestimmte Menge an komprimierter Luft und Treibstoff (Kerosin) verbrennt und durch den Austritt von Luft bei sehr hoher Geschwindigkeit den notwendigen Schub erzeugt.
Als Triebwerke für große Verkehrsflugzeuge werden meistens Turbinen-Strahltriebwerke verwendet, genau wie die, die auch auf unseren Flugzeugen installiert sind. Die Außenluft wird vorn durch einen Verdichter angesaugt, in mehreren Schritten komprimiert und zur Brennkammer weitergeleitet. Der Strom der aus der Brennkammer ausgestoßenen Gase dreht die Turbinen mit hoher Geschwindigkeit. Diese Turbinen wiederum sind mit dem großen vorderen Ventilator verbunden (den ihr seht, wenn ihr ein Triebwerk von vorn anschaut), der den größten Anteil des Schubs erzeugt.
Der Schub ist einer der Parameter, mit dem die Triebwerksleistung gemessen wird: Das größte Triebwerk der Welt hat derzeit einen Schub von 52.000 kg, einen Durchmesser von 3,25 Metern (es ist also größer als der Rumpf unserer Embraer!) und wird auf der neuen Boeing 777X montiert. Das kleinste Triebwerk unserer Embraer 190 hat einen Durchmesser von 1,4 Metern.
Und wenn nun zufällig ein Triebwerk während des Fluges ausfallen sollte? Keine Angst, ein Flugzeug kann problemlos mit nur einem Triebwerk weiterfliegen und auch landen, wie schon im Artikel zur Redundanz erklärt wurde.
Und zum Schluss noch eine Kuriosität: Es gibt drei große Hersteller von Flugzeugtriebwerken: General Electric, Pratt & Whitney und Rolls Royce (ja, genau, der Autohersteller!). Ein Flugzeug kann je nach Fluggesellschaft und Flugzeugmodell durchaus mit unterschiedlichen Triebwerksmodellen ausgestattet werden. Worin unterscheiden sie sich? Technisch in gar nichts, außer in ihrem charakteristischen Geräusch. Das ihr hier oder auch hier hören könnt!
(Photo credits @PSC – Piti Spotter Club)