Fiorenza De Bernardi war die erste Linienpilotin Italiens (und die vierte weltweit)
In den 1930er-Jahren, schon als Kind, konnte Fiorenza ein Flugzeugmodell allein am Geräusch der Triebwerke erkennen. Sie lebte damals immer in der Nähe von Flughäfen, weil ihr Vater Mario De Bernardi Oberst bei der italienischen Luftwaffe war. (Nicht nur ein Oberst, der mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden war, sondern auch ein Pionier der Luftfahrt, der in Italien und im Ausland diverse Kunstflugwettbewerbe gewann).
Ihre für die damalige Zeit sehr aufgeschlossene Familie förderte Fiorenzas Leidenschaft für den Sport und die Berge und erlaubte ihr, alles auszuprobieren, was sie glücklich machte.
Noch während ihrer Schulzeit am französischen Chateaubriand-Gymnasium in Rom nahm Fiorenza Kletterunterricht, ging auf Skitouren und bezwang den Gipfel des Mont Blanc.
Ihr Wunsch, die Welt von oben zu sehen, brachte sie dazu, mit ihrem Vater zu fliegen und sich so sehr in die Fliegerei zu verlieben, dass sie sie zu ihrem Schicksal machen wollte.
Sie bekam sehr intensive Flugstunden. Ihr Vater erhöhte immer wieder den Schwierigkeitsgrad, indem er eines der Fluginstrumente mit der Hand abdeckte, um Fiorenza auf alle Eventualitäten, Störungen und Flugsituationen vorzubereiten.
1951 startete Fiorenza zum ersten Mal allein, ohne das Wissen ihres Vaters.
Und wusste sofort, dass dies ihr Beruf sein würde.
Doch in den 1950er-Jahren war der Pilotenberuf in Männerhand und galt nicht als angemessener Broterwerb FÜR EINE FRAU.
Fiorenza De Bernardi bewarb sich bei mehreren privaten Fluggesellschaften und erhielt immer wieder nur Absagen.
Dann kam das Bewerbungsgespräch bei dem kleinen Unternehmen Aeralpi. An General Garretto erinnert sich Fiorenza in mehreren Interviews als ihren „deus ex machina“. Denn der überzeugte den Aeralpi-Präsidenten mit den einfachen Worten: „Tu so, als wär sie ein Mann. Entweder es klappt oder es klappt nicht.“
In den 1960er- und 1970er-Jahren brachte Fiorenza für Aeralpi Passagiere von Venedig und Mailand nach Cortina d’Ampezzo und überflog dabei ihre (und unsere!) geliebten Dolomiten.
Dann kamen neue Aufgaben, neue Fluggesellschaften, neue Strecken und neue Hindernisse, die es zu überwinden galt.
Ihre männlichen Kollegen waren ihr nicht wohlgesonnen, doch Fiorenza störte sich nicht daran. „Hier bin ich und hier werde ich lange bleiben!“, sagte sie zu allen, die nicht mit ihrer Berufswahl einverstanden waren.
Fiorenza De Bernardi entschied sich, zeit ihres Lebens eine Uniform mit Rock zu tragen, damit schon von Weitem klar erkennbar war, dass das Flugzeug von einer FRAU geflogen wurde.