Nichts im Leben von Antoine de Saint-Exupéry lässt auch nur annähernd an das Klischee eines typischen Künstlers denken. Er war weder arm, noch zügellos, noch litt er an eben jener innerlichen Zerrissenheit seiner Zunft. Im Gegenteil, wie sein Name schon vermuten lässt, war er sogar von adeliger Herkunft. Trotz seines frühen Todes (Exupéry starb bereits im Alter von 44 Jahren) hinterließ der französische Schriftsteller und Pilot der Welt ein paar kleine aber wahrlich märchenhafte Meisterwerke.
Und aus irgendeinem Grund schuf er eine Ikone der Literatur, deren bedeutendste Sätze, als ob sie von Gandhi oder Einstein stammten, noch heute auf Poster, T-Shirts und Kaffeebecher gedruckt werden. Die Rede ist natürlich von „Der kleine Prinz“.
Es wäre ein großer, ein wirklich großer Fehler, dieses kleine Buch mit Illustrationen von Saint-Exupéry selbst als Kinder- oder Jugendbuch zu betrachten. „Der kleine Prinz“ handelt von Themen wie Liebe, Zeit, Sinn des Lebens, Einsamkeit und zwischenmenschlichen Beziehungen. Es lohnt sich, diese in 253 Sprachen übersetzte Geschichte von der Begegnung in der Sahara zwischen einem Piloten und dem kleinen Prinzen, der allein auf einem anderen Planeten wohnt, mehrmals zu lesen und sich dabei zu wundern, wie sehr sich der Wert und die Bedeutung einiger Allegorien je nach eigener Erfahrung verändern…
Antoine de Saint-Exupéry war einer der ersten Autoren überhaupt, die Romane über das moderne Fliegen schrieben. Seine ersten Werke „Nachtflug“, „Wind, Sand und Sterne“ und „Der Flieger“, die in den 1930er Jahren veröffentlicht wurden, waren sofort erfolgreich, wurden in Frankreich ausgezeichnet und sehr bald übersetzt und auch im Ausland verkauft. Ein literarischer Glücksfall also.
Der junge Pilot aus Lyon war Zeitzeuge der großen Veränderungen seiner Zeit. Das Fliegen verkürzte die Entfernungen, bot eine Vogelflugperspektive auf die Erde, stellte die Abenteuerlogik auf den Kopf und verlagerte das Reiseerlebnis in die Luft. Die Welt wurde nicht mehr nur„ 20000 Meilen unter dem Meer“ oder durch „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ erkundet, und das Unbekannte verlagerte sich jenseits des Himmels auf die Planeten und in den Weltraum, in den der Mensch erst viele Jahre später fliegen sollte.