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„Es ist nicht traurig, blind zu sein, es ist nur traurig, wenn man Blindsein nicht ertragen kann.“
Die Worte des englischen Schriftstellers John Milton, der sein literarisches Meisterwerk Das verlorene Paradies zehn Jahre nach dem Verlust seines Augenlichts veröffentlichte, scheinen wie dafür bestimmt zu sein, Sabrinas kühne Geschichte zu erzählen.

Sabrina Papa ist eine junge Frau, die seit ihrer Geburt an Netzhautdystrophie leidet. Als Kind verbrachte Sabrina ihre Tage zu Hause bei ihren Eltern in der Region Salento (Apulien) damit, dem Geräusch der Flugzeuge zu lauschen, die vom nahe gelegenen Militärflughafen Lecce-Galatina starteten.

Schon sehr früh war Sabrina klar, dass Fliegen der Traum ihres Lebens war. Und zwar nicht nur als Passagierin, sondern aktiv, als Pilotin. Nach italienischem Recht haben Blinde allerdings keinen Zugang zu Flugschulen, geschweige denn zu einer Pilotenlizenz.
Doch wo ein Wille ist, ist bekanntlich ein Weg, und Sabrina ließ nicht locker.

Sie zog nach Rom um, um jemanden zu finden, der bereit war sie zu unterstützen, und unternahm ihren ersten Flug als Passagierin vom Flugplatz Rom-Urbe an Bord einer zweisitzigen Cessna 152, begleitet von einem Freund.

Damit erhielt das Fliegen, bis dato nur ein Traum für Sabrina, höchste Priorität in ihrem Leben. Die Begegnung mit dem Fluglehrer Sergio Pizzichini war ein Wendepunkt: Ihr Wunsch wurde zu einer Herausforderung, und ihre Blindheit war nur noch ein Hindernis, das überwunden werden musste.

So begann sie ihre Ausbildung, studierte die Theorie, lernte die Position aller Komponenten der Fluginstrumente auswendig, machte Übungen, und es entstand eine zwischen Fluglehrer und Schülerin noch nie dagewesene Reflexion und Kommunikation.

Dank eines zusammen mit Pizzichini entwickelten Systems von Sprachbefehlen und leichten Berührungen an der Schulter konnte Sabrina an Bord eines Ultraleichtflugzeugs vom Typ Sky Arrow üben. Doch das reichte ihr noch nicht. Entschlossenheit ist viel stärker als eine Behinderung, und in einer Welt, die sich schneller weiterentwickelt, als jedes Flugzeug fliegen kann, warten die Möglichkeiten nur darauf, entdeckt zu werden.

Sabrina meldete sich bei mehreren Facebook-Gruppen an, knüpfte Kontakte, stellte Fragen und fand schließlich den Verein blinder Piloten Les mirauds volants in Labège bei Toulouse.

Heute lebt Sabrina in Frankreich und fliegt als Pilotin mithilfe eines Geräts namens Sound Flyer. Es ist ein mit einem GPS-Gerät verbundenes Gyroskop, das ihr über Schallimpulse die notwendigen Informationen liefert.

Ihr Traum ist es, mit der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori zu fliegen, und wir wissen inzwischen, dass für sie nichts unmöglich ist.