Die Hitze war schon immer das größte Hindernis bei der Entwicklung von Hyperschallflugzeugen. Fliegen bei Mach 5 erzeugt extrem hohe Temperaturen von weit über 3000° C und bisher zerfielen leider alle Werkstoffe, sobald sie diesen Temperaturen ausgesetzt waren. Aber auch das ändert sich gerade. Ein Forscherteam der Universität Manchester und des Royce Institute hat zusammen mit der Central South University of China eine neuartige Keramikbeschichtung entwickelt, die die Grundlage für Überschallflugträume werden könnte. Die Studie wurde auch in Nature Communications veröffentlicht.
Die bisher von der NASA zum Schutz von Militärflugzeugen und Raumfahrzeugen verwendeten Ultra-Hochtemperatur-Keramikstoffe (UHTC) haben noch gewisse Grenzen. Die durch die Verdichtung und Reibung der Luft am Flugzeug entstehenden hohen Temperaturen erzeugen zwei Phänomene, die das Flugzeug unweigerlich in seine Bestandteile zerfallen lässt: Abschmelzen und Oxidation. Die neuartige Beschichtung hingegen basiert auf Karbid – genauer gesagt aus einem Mix aus Kohlenstoff, Titan, Bor und Zirconium – und verspricht, zwölf Mal effektiver als heutige Beschichtungen zu sein.
Nach dieser Nachricht erklärten Lockheed Martin (ein führender Rüstungs- und Technologiekonzern für Luft- und Raumfahrt) und die DARPA (die für die Entwicklung neuer militärisch genutzter Technologien zuständige Regierungsbehörde des Verteidigungsministeriums der USA) sofort, dass sie die Entwicklung eigener Hyperschallflugzeuge ausbauen wollen. Und auch wenn bisher keine Passagierflüge in ihren Plänen vorgesehen sind, so werden solche Hyperschallflüge in Zukunft doch ernsthaft in Betracht gezogen werden.
Dennis Muilenburg, CEO von Boeing, sagte, dass diese Flugzeuge in weniger als zehn Jahren auch für die Passagierbeförderung eingesetzt werden könnten. Das würde bedeuten, dass sich die Flugzeiten um 700 % verkürzen könnte; die 15 Flugstunden von Shanghai nach New York würden sich damit auf zwei reduzieren.
„Ich glaube, dass all das in den kommenden zehn, höchsten zwanzig Jahren Wirklichkeit wird“, erklärte Muilenburg. Aber nicht alle werden sich diesen Spaß leisten können: Diese superschnellen Flugzeuge werden nur für Passagiere verfügbar sein, die bereit sind, für die Geschwindigkeit einen entsprechend hohen Preis zu bezahlen.
Auch Boom, ein Technologieunternehmen aus Colorado, arbeitet derzeit an der Entwicklung eines entsprechenden Passagierflugzeugs. Angeblich haben fünf Luftfahrtgesellschaften direkt nach der Pariser Luftfahrtschau bei Boom dessen superschnellen Jet bestellt. Blake Scholl, CEO und Gründer von Boom, sagte dazu: „Die Luftfahrtgesellschaften können es kaum erwarten, ihren Fluggästen etwas neues und anderes anzubieten. Wir sind sehr glücklich darüber, dass die größten Fluggesellschaften der Welt unsere Vision von einer Zukunft teilen, in der Überschallflüge noch schneller, aber auch günstiger werden.“
Quellen: The University of Manchester, Nature, Engadget, Popular Mechanics, Aerospace