Er trägt keine Uniform, besitzt keine Pilotenlizenz und hat auch keine Flugschule besucht, aber er ist so effizient und zuverlässig wie noch nie. Gemeint ist der Autopilot, also jenes elektromechanische System, das ein Flugzeug ohne menschliches Eingreifen steuert.
Aber Achtung! Der Autopilot leistet einen Großteil seiner Arbeit in der Reiseflugphase, während die heikleren Phasen wie Start und Landung manuell vom Piloten oder Co-Piloten gesteuert werden. Bei Air Dolomiti wird der Autopilot normalerweise in einer Höhe von 1.500 Fuß eingeschaltet, bleibt während des gesamten Fluges aktiv und wird nach dem Landeanflug kurz vor dem Aufsetzen, also zwischen 500 und 200 Fuß über dem Boden, abgeschaltet. Bei Nebel (CAT III) erfolgen Landungen immer mit eingeschaltetem Autopiloten.
Schauen wir uns nun im Einzelnen an, wie ein Autopilot funktioniert.
Eine im Bordcomputer installierte Software liest die Positions- und Flugrichtungsdaten des Flugzeugs aus und interpretiert sie; je nach der von den Piloten vorgenommenen Programmierung steuert sie dann die Steuerelemente. Die Fly-by-Wire-Technik ist eine elektronische Flugsteuerung, die Eingaben in elektrische Signale umwandelt und diese an die Steuerelemente weiterleitet, die von hydraulischen Aktoren angesteuert werden. Die traditionellen Verbindungen zwischen Steuerhorn und Tragflächen werden dabei durch eine direkte Kommunikation zwischen Sensoren, sogenannten Potenziometern und Encodern, und dem Bordcomputer ersetzt. Das „elektronische Gehirn“ verarbeitet empfangene Daten und sendet Signale an die Aktoren, die die Steuerflächen des Flugzeugs ansteuern und damit genau dieselbe Arbeit wie ein Pilot verrichten.
Der Autopilot wird programmiert, um eine optimale Geschwindigkeit zu halten: Genau wie bei Geschwindigkeitsregelanlagen in einigen Autos optimiert die automatische Schubregelung der Flugzeuge den Kerosinverbrauch und die Arbeitsbelastung der Piloten. Dieses System hat die Steuerung über Stahlseile und Scheiben ersetzt, die früher eingesetzt wurden bzw. in kleineren Flugzeugen heute noch eingesetzt werden.
Es scheint ein modernes System und eine noch junge Erfindung zu sein. In Wirklichkeit aber wurde der erste Autopilot, der aus einem künstlichen Kreiselhorizont, einem Kompass und mehreren hydraulischen Stellantrieben bestand, schon im Jahr 1912 vom US-amerikanischen Unternehmen Sperry Corporation entwickelt.
Heute sind Autopiloten extrem sicher, und auch die Passagiere geben in vielen Umfragen an, dass sie sich mit einem elektronischen System am Steuer, das sie ans Ziel bringt, sicherer denn je fühlen. In jedem Fall sollte man wissen, dass in der Embraer 195 auf jedem Steuerhorn eine rote Taste eingebaut ist, mit der die Piloten den Autopiloten bei Bedarf sofort abschalten können.
Wie bei jedem für die Flugsicherheit wichtigen Instrument gibt es nie nur einen Autopiloten an Bord, sondern immer auch einen „Zwilling“, ganz nach der Regel der Redundanz, die ihr hier in diesem Eintrag nachlesen könnt.